In einer zugleich modernen als auch fast fantastischen Ästhetik, verhandeln Darsteller*innen aus dem Ensemble des Landestheaters gemeinsam mit dem Publikum den Begriff der Freiheit und ihre aktuelle Verfassung in der westlichen Gesellschaft. Postdramatische Textflächen reagieren auf digitale, physische und psychische Installationen, die »Theatergesetze« von Kunst und Raum neu definieren. Dieser Theaterabend möchte niederschwellig aber mutig dazu einladen, gemeinsam nach Antworten auf die vielleicht grundsätzlichste Frage des Menschseins zu begeben: Wie frei sind wir eigentlich?
Wir leben in einer Welt der nahezu unbegrenzten Möglichkeiten und Freiheiten. Vor allem junge Leute in der westlichen Welt wachsen in einer Zeit auf, in der sie sich für alles oder nichts entscheiden können, aber auch müssen. Es steht ihnen frei, ein Leben mit Sicherheiten oder Unsicherheiten, Stetigkeiten oder Flexibilität, Karriere oder Bohème zu wählen. Aber wie frei und autonom sind wir eigentlich in unseren (Lebens-)Entscheidungen? Werden unsere Lebensentwürfe in Wahrheit nicht von dem Diktat eines kapitalistischen und werte- und leistungsorientierten Systems (vorher-)bestimmt? Was ist dran an dem Mythos der liberalen Welt? Was verspricht der Kapitalismus heute noch, und wird er es halten?
In einem finalen Vorstellungsgespräch für eine Führungsposition bei dem »Unternehmen« treffen drei Kandidat*innen aufeinander. Es erwartet sie eine Reihe von Prüfungen, die augenscheinlich nichts mit der Arbeit des »Unternehmen« zu tun hat. In immer perfideren Spielen verstricken die drei Kandidat*innen sich, das Publikum und die Darsteller*innen. Das Versprechen von Freiheit durch Regeln, die jeder kennt; einem System, in dem jeder vorkommt; Chancen, die jeder ergreifen darf, enttarnt sich immer mehr als ein Mythos.
»Freiheit ist die Unabhängigkeit von der Willkür anderer«, definiert der Philosoph Philip Pettit. Trotz dem »Versprechen« von Freiheit durch das demokratische Prinzip und den Liberalismus, verstehen wir doch oft nicht, warum wer welche Entscheidungen am Ende trifft. Ob finanziell, sozial, politisch oder auch geografisch, viele Gräben und Grenzen sind im öffentlichen Diskurs nicht sichtbar genug. Menschen fühlen sich einer Willkür ausgesetzt, da sie nicht sehen können, woran genau sie gerade scheitern. In Zielen, Werten, ihrer Existenz. Das löst eine starkes Schwanken zwischen Gefühlen von »Selbstverantwortung« und »Unfreiheit« aus. »Versprochenes reich« will sich mit der Frage auseinander setzen, ob es in der modernen, schnellen Welt des 21. Jahrhunderts einen neuen Freiheitsbegriff, eine neue »Aufklärung« braucht.